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Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2019

BirdLife Schweiz hat den Kiebitz zum Vogel des Jahres 2019 gewählt. Die vom Aussterben bedrohte Art lebte einst in Feuchtwiesen und nach deren Drainage im Ackerland. Die Intensivierung der Landwirtschaft mit zahlreichen Bewirtschaftungsgängen und dem Spritzen von Pestiziden brachten den Kiebitz in der Schweiz fast zum Aussterben. Dank enger Zusammenarbeit zwischen Naturschützenden und Landwirten bei den Nistplätzen erhält der schillernde Vogel wieder eine Chance.

Bereits im Februar treffen die ersten Kiebitze aus ihren Winterquartieren im Mittelmeerraum in der Schweiz ein. Ende März hört man die Balzrufe der Männchen. Der Name Kiebitz kommt von den Rufen: Kiwit it it kiwit. Kiebitze sind Koloniebrüter, d.h. mehrere Brutpaare brüten nahe beieinander. Damit können sie sich z.B. bei der Abwehr von Feinden gegenseitig unterstützen. Mit spektakulären Flügen versuchen die Männchen die Weibchen zu beeindrucken. Sie drehen bis zu neun Mulden am Boden und das Weibchen wählt sich dann die am besten passende Mulde als Nistplatz aus. In das ausgepolsterte Nest legt das Weibchen drei bis vier Eier und bebrütet diese 26 bis 29 Tage. Früher wurden Kiebitzeier gesammelt. Reichskanzler Bismarck erhielt jedes Jahr zum Geburtstag ein Kistchen Kiebitzeier. Die plüschigen Kiebitzjungen gehen vom ersten Tag an selbständig auf Nahrungssuche und werden vor allem vom Weibchen bewacht und gehudert. Das Männchen versucht, Feinde zu vertreiben. Kiebitzjunge ducken sich in den ersten Wochen bei Gefahr regungslos auf den Boden. Was sich bei natürlichen Feinden bewährt hatte, wird jedoch bei Landmaschinen zur tödlichen Gefahr. Werden zudem die Felder mit Pestiziden behandelt, fehlt auch das nötige Futter in Form von kleinen Insekten oder kleinen Regenwürmern. Auch der Klimawandel macht sich bemerkbar: In trockenen Zeiten verhungern die Jungen, da im Kulturland viele feuchte Stellen aufgefüllt wurden. Somit gelangen die Jungen nicht an Futtertiere, da sich diese oft bei Hitze in den Boden zurückziehen.

Fast ausgestorben!

Kiebitze brüteten einst in Feuchtwiesen, welche aber fast alle bis um die Mitte des 20. Jahrhunderts drainiert wurden. Die rund 1000 Brutpaare, die man noch in den Siebzigerjahren zählte, wichen zum Brüten ins Ackerland aus. Damit kamen sie aber vom Regen in die Traufe. Zunehmend wurde die Landbewirtschaftung intensiviert und immer mehr Pestizide gespritzt. Dies führte dazu, dass man 2005 nur noch 83 Brutpaare in der gesamten Schweiz fand.

Zusammenarbeit Landwirte und Naturschützende bringt die Wende

Vor etwa 15 Jahren starteten daher BirdLife Schweiz und die Vogelwarte Sempach verschiedene Schutzprojekte zusammen mit Landwirten und Ehrenamtlichen von BirdLife Schweiz. Die Kiebitze werden nach dem Nestbau grossflächig durch Elektrozäune vor Prädatoren geschützt. In enger Zusammenarbeit mit den Landwirten begleiten Naturschützer alle landwirtschaftlichen Arbeiten, damit weder Eier noch Jungvögel zerstört werden. Mit den Landwirten wird vereinbart, dass sie bei der Mahd von Wiesen ein Mosaik aus geschnittenen und stehengelassenen Grasstreifen schaffen, um den Jungen den Zugang zur Nahrung und Schutz gegen Feinde aus der Luft zu gewähren. Zudem werden Ackerflächen mit feuchten Stellen aufgewertet.

Es bleibt noch viel zu tun

Diese Schutzbemühungen leiteten eine Trendwende ein: 2018 gab es in der Schweiz wieder 206 Brutpaare, doch ist der Bestand noch zu klein, als dass er sich ohne Massnahmen erhalten könnte. Die Zusammenarbeit Landwirte und Naturschützende muss zudem mancherorts noch verbessert und intensiviert werden. Leider besteht heute immer noch der Trend, dass feuchte Bereiche in Ackerland und Kunstwiesen aufgeschüttet werden. Sie sind aber wertvolle Nahrungsbiotope nicht nur für den Kiebitz. Weitere Wiesenbrüter wie Braunkehlchen, Feldlerchen oder der Wachtelkönig brauchen die Rücksichtnahme der Landwirtschaft ebenfalls zum Überleben. Auch ihre Bestände sind sehr stark rückläufig oder sehr gering. BirdLife Schweiz engagiert sich seit Jahren in Schutzprojekten und für eine Agrarpolitik, welche den Kulturlandarten ein Überleben in unserem Land sichert.

Porträt über den Kiebitz, Online-Film und Materialien: www.birdlife.ch/kiebitz

Poster, Schuldossier und Vortrag

Bei BirdLife Schweiz ist zum «Vogel des Jahres» ein Poster (A3, Fr. 1.–) erhältlich. Auf der Rückseite des Posters findet man ein Porträt des Kiebitzes in Deutsch und Französisch.

Für Schulklassen der Mittelstufe hat BirdLife Schweiz zudem ein Schuldossier über den Kiebitz erarbeitet. Ein Lösungsheft ist ebenfalls erhältlich. Das Lehrmittel kann unter www.birdlife.ch/kiebitz gratis heruntergeladen werden. Oder bestellen Sie die gedruckte Version (Fr. 8.–).

Ebenfalls erhältlich ist ein Powerpoint-Vortrag über den Vogel des Jahres für Vereinsabende und andere Anlässe. Er beinhaltet Material für eine Stunde. Auf CD, Fr. 15.–.

Bestellen Sie die Materialien unter www.birdlife.ch/kiebitz oder bei BirdLife Schweiz, Postfach, 8036 Zürich, Tel. 044 457 70 20. Bestellung des Posters: Bitte 1- Fr.-Briefmarke und frankiertes Rückantwortcouvert beilegen.

Video aus Youtube

Der Kiebitz ist von BirdLife Schweiz zum Vogel des Jahres gewählt worden. Er kann nur dank einer besseren Zusammenarbeit von Landwirten und Naturschützenden in unserem Land noch überleben.

Junge Kiebitze sind Nestflüchter und brauchen ein Mosaik an geschnittenen und ungeschnittenen Flächen, welche ihnen Schutz und Nahrung bieten.

Kiebitze brauchen Feuchtstellen in Äckern und Wiesenflächen.