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BirdLife Schweiz kürt den Sumpfrohrsänger zum Vogel des Jahres 2023

Medienmitteilung von BirdLife Schweiz vom 24.11.2022

Der kleine braune Singvogel wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar, doch der Sumpfrohrsänger ist ein virtuoses Gesangstalent. Um dem Sumpfrohrsänger zu helfen, müssen Lebensräume im Rahmen einer funktionsfähigen Ökologischen Infrastruktur wiederhergestellt und langfristig gesichert werden. Nun hat BirdLife Schweiz den Sumpfrohrsänger zum Vogel des Jahres gewählt.

Der Sumpfrohrsänger ist ein unscheinbarer, graubrauner Singvogel, etwas kleiner als ein Spatz. Doch durch seinen auffälligen und aussergewöhnlichen Gesang ist er schon von weitem zu erkennen. Vor allem in der Dämmerung und nachts trägt er seinen fast ununterbrochenen Schwall aus quirlenden und pfeifenden Lauten vor. Besonders sind dabei die Imitationen der Stimmen anderer Vogelarten, die er in seinen Gesang einbaut. Bei einigen Individuen konnten bereits Imitationen von über 200 verschiedenen Vogelarten nachgewiesen werden. Dabei beschränkt sich der Sumpfrohrsänger nicht nur auf Vogelstimmen, die er hierzulande lernt, sondern imitiert sogar Vögel aus dem südöstlichen Afrika, deren Gesänge und Rufe er im Winterquartier und auf dem Zugweg aufgeschnappt hat. Dieser Imitationsreichtum ist in der europäischen Vogelwelt einmalig.

Heimlicher Sommergast

Der Sumpfrohrsänger kommt Mitte bis Ende Mai aus seinen afrikanischen Überwinterungsgebieten zurück und ist damit einer der spätesten Ankömmlinge der hiesigen Vogelwelt. Auf seinen Zugwegen legt er zweimal im Jahr Distanzen von ca. 10'000 Kilometern zurück. In der Schweiz angekommen besiedelt er feuchte Lebensräume mit dichter Vegetation und brütet gerne in Grabenböschungen und Verlandungszonen von Seen. Er bewegt sich geschickt in einer dichten Vegetation von Hochstauden, Schilf und Weidengebüschen und bleibt dabei meist gut versteckt. Der Sumpfrohrsänger ernährt sich von Insekten, die er in der dichten Vegetation erbeutet. Das Nest wird in senkrecht stehenden Hochstauden mit ausreichend Blättern und Querverzweigungen gebaut.

Akuter Lebensraumverlust

In den letzten 150 Jahren wurden über 90% der Feuchtgebiete in der Schweiz entwässert und zerstört. Insbesondere die eher trockeneren Teile der Feuchtgebiete wurden bei Meliorationen in Ackerland umgewandelt. Bäche und Gräben wurden trocken gelegt oder eingedolt und Büsche und andere Vegetation gerodet. Ausserhalb von Schutzgebieten findet der Sumpfrohrsänger daher kaum mehr geeignete Brutgebiete. Dazu kommt, dass Grabenböschungen oftmals viel zu früh und zu radikal geschnitten werden, wodurch Nester und Bruten des Sumpfrohrsängers zerstört werden.

Die Ökologischen Infrastruktur als Weg in die Zukunft

Die meisten Sumpfrohrsänger findet man heute noch in Feuchtgebieten, bei denen es sich um Schutzgebiete, wie z. B. um Flachmoore oder Auengebiete von nationaler Bedeutung handelt. Um das Überleben des Sumpfrohrsängers und weiterer Feuchtgebietsarten langfristig zu sichern, müssen bestehende Gebiete vergrössert und weitere Flächen im Rahmen der Ökologischen Infrastruktur als Schutzgebiete ausgeschieden werden. Zerstörte Feuchtgebiete gilt es zum Teil wiederherzustellen. Die neu geschaffenen Gebiete, wie auch die bestehenden Kerngebiete, müssen in gutem Zustand erhalten werden, damit die Qualität für den Sumpfrohrsänger und weitere gefährdete Arten dieses Lebensraums langfristig erhalten bleibt.

Online-Film, Porträt und Poster: www.birdlife.ch/sumpfrohrsaenger

BirdLife Schweiz: gemeinsam für die Biodiversität – lokal bis weltweit

BirdLife Schweiz engagiert sich mit viel Fachwissen und Herzblut für die Natur. Mit 69'000 Mitgliedern, 450 lokalen Sektionen und Kantonalverbänden sowie den weltweiten BirdLife-Partnern ist BirdLife Schweiz Teil des weltweit grössten Naturschutz-Netzwerks, BirdLife International – in der Gemeinde verwurzelt, weltweit wirksam.

Gemeinsam mit unseren Mitgliedern setzen wir uns für die Biodiversität ein. BirdLife Schweiz führt zahlreiche Schutzprojekte für gefährdete Arten durch und setzt sich für ihre Lebensräume ein, vom Steinkauz über den Eisvogel bis zur Ökologischen Infrastruktur. Mit den BirdLife-Naturzentren, der Zeitschrift Ornis und vielfältigen BirdLife-Kursen machen wir die Natur hautnah erlebbar und motivieren zu ihrem Schutz.

Gemeinsam mit Ihnen? Erfahren Sie mehr und werden Sie Teil des BirdLife-Netzwerks: www.birdlife.ch

BirdLife Schweiz dankt für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung.

Auskünfte

Stefan Greif, Projektleiter Artenförderung, Tel. 077 510 56 22, stefan.greif@birdlife.ch

Video aus Youtube

Der «Vogel des Jahres 2023» ist ein Meistersänger: Kein anderer einheimischer Vogel kann derart viele andere Arten nachahmen.

Der Sumpfrohrsänger ist mit seinem Tarngefieder unscheinbar gefärbt. Dafür ist seine Stimme umso beeindruckender.

Weil 90% der Feuchtgebiete der Schweiz zerstört wurden, haben die Bestände des Sumpfrohrsängers in der Vergangenheit stark abgenommen.

Meistens versteckt sich der Vogel des Jahres in der dichten Vegetation. Seine laute Stimme verrät ihn.

Der Sumpfrohrsänger ist ein typischer Vertreter feuchter Lebensräume mit Gräben, Hochstauden und Weidengebüsch und besiedelt vor allem das Schweizer Mittelland in den Verlandungszonen von Flüssen, Bächen, Seen und Grabenböschungen.